Hans Günter Winkler ist wohl der berühmteste und erfolgreichste Springreiter aller Zeiten. Sein Ritt 1956 bei den Olympischen Spielen in Stockholm ist legendär – auch außerhalb der Reiterwelt. Seine Stute Halla trug ihn trotz einer Muskelverletzung zu olympischem Gold. Hans Günter Winkler war ein Idol für Generationen. Und für Journalisten manches Mal auch anstrengend, denn er forderte sein Gegenüber heraus. War man aber gut vorbereitet und stellte dann geistreiche Fragen, ja dann hatte man als Journalist einen Top Gesprächspartner.
“Wir haben es doch selbst in der Hand, wie wir unser Leben leben.”
Einmal drehte ich einen Film bei ihm Zuhause in Warendorf. Winkler unterrichtete seine Frau Debbie. Der Springparcours zuhause bei Winklers war kein einfaches Viereck, sondern die Hindernisse lagen verstreut in einem kleinen Waldstück. Eine natürlichere und pferdefreundlichere Umgebung gibt es wohl nicht. Winkler, der aus einfachen Verhältnissen kam, hatte sich alles selbst aufgebaut. Das imponierte mir.
HGW wie ihn alle nannten – ich natürlich nicht – redete viel. Wie soll ich das alles sichten, dachte ich, wie finde ich die passenden Interviewpassagen? Aber bei einer Frage war alles auf einmal anders. „Herr Winkler“, fragte ich, „können Sie sich auch ein Leben ohne Pferde vorstellen?“. Und was sagte er? Nichts. Beklemmende Stille war das eine, HGWs Blick das andere. Er sagte einfach nichts und schaute mich an. Ein gerader direkter Blick. „Warum sollte ich das tun“, sagte er dann und machte wieder eine schöpferische Pause. „Wir haben es doch selbst in der Hand, wie wir unser Leben leben.“ Da war sie, meine wichtigste Interviewpassage.
Im Juli 2018 starb Hans Günter Winkler.